
Der Weg steigt stetig an, führt durch schattige Waldstücke und lichtdurchflutete Rebhänge. Immer wieder eröffnen sich spektakuläre Blicke auf den Kaiserstuhl, die Oberrheinebene, den Schwarzwald und – bei klarem Wetter – auf die Vogesen in Frankreich. Besonders im Frühjahr und Herbst ist die Fernsicht beeindruckend.
Nach etwa zwei Stunden erreichen wir das Plateau des Totenkopfs – mit 557 m die höchste Erhebung im Kaiserstuhl. Hier steht der markante Neunlindenturm, ein 14 Meter hoher Aussichtsturm, der im Jahr 1900 vom Schwarzwaldverein Freiburg erbaut wurde. Nach dem Aufstieg auf den Turm erwartet uns ein 360°-Panorama: Vom Feldberg im Osten bis zum Straßburger Münster im Westen – ein echtes Highlight der Tour.
Der ungewöhnliche Name „Totenkopf“ hat eine düstere Geschichte: Laut Überlieferung soll am 22. Dezember des Jahres 994 der römisch-deutsche König Otto III. im benachbarten Leiselheim Gericht gehalten haben. Mehrere Todesurteile wurden damals gesprochen – und vermutlich auf dem nahen Höhenzug vollstreckt. Ob die Hinrichtungen tatsächlich am Totenkopf stattfanden, lässt sich heute nicht belegen, doch der Name hat sich über die Jahrhunderte erhalten und erinnert bis heute an diese Begebenheit.
Nach einer ausgiebigen Pause am Neunlindenturm wandern wir bergab in Richtung Oberrotweil, einem der bekanntesten Winzerdörfer des Kaiserstuhls. Der Weg führt vorbei an zahlreichen Weinbergen, die für ihre Burgunderreben berühmt sind. Die südwestlich ausgerichteten Hänge bieten ideale Bedingungen für Spätburgunder, Grauburgunder und Weißburgunder, die hier zur Spitzenqualität heranreifen. Wer Zeit hat, kann am Ortsrand von Oberrotweil einen kleinen Weinlehrpfad erkunden oder in einer der Winzergenossenschaften einkehren und die regionalen Tropfen probieren.
Wer noch nicht genug hat, kann den Rückweg alternativ auch über Bickensohl oder Vogtsburg erweitern – oder in Oberrotweil den Bus oder die Kaiserstuhlbahn nehmen. Im Sommer lohnt sich ein Abstecher in eine der nahegelegenen Straußwirtschaften oder ein Besuch des Badbergs, eines der botanisch wertvollsten Naturschutzgebiete Baden-Württembergs.