
Bereits beim Betreten der Insel empfängt uns eine besondere Atmosphäre: Das Licht wird weicher, der Bodensee funkelt zu beiden Seiten, und der Blick schweift über die Felder, die für den intensiven Gemüseanbau der Insel bekannt sind. An der steinernen Statue des heiligen Pirmin – dem Gründer des Klosters Reichenau – legen wir einen kurzen Halt ein. Die Figur markiert symbolisch den Eingang zur Insel und erinnert an die klösterlichen Wurzeln dieses besonderen Ortes.
Unser letztes Ziel auf dieser abwechslungsreichen Inselwanderung ist das Schloss Königsegg im Osten der Insel. Der Weg dorthin führt uns durch zahlreiche Gewächshäuser und an kleinen Gärten vorbei, bis wir schließlich das malerische Schloss erreichen. Das Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert und war einst Sitz der Reichsfreiherren von Königsegg. Heute beherbergt es u.a. Verwaltungsräume und ist leider nicht öffentlich zugänglich – dennoch ist es ein schöner Schlusspunkt dieser Tour.
Direkt vor dem Schloss befindet sich eine Bushaltestelle, an der im halbstündlichen Takt Busse zurück zum Bahnhof Reichenau (Haltestelle "Reichenau Bahnhof / Markt") verkehren. So endet unsere Wanderung komfortabel – mit zahlreichen Eindrücken von Geschichte, Natur und Kultur im Gepäck.
Von hier aus kann man sich bereits auf die zahlreichen kulturellen und historischen Highlights freuen: das UNESCO-Welterbe Kloster Reichenau, die drei romanischen Kirchen – St. Georg, St. Maria und Markus sowie die
Nach etwa 20 Minuten erreichen wir das Kloster Reichenau, genauer gesagt die ehemalige Benediktinerabtei St. Maria und Markus, die um das Jahr 724 vom heiligen Pirmin gegründet wurde. Das Kloster war im Mittelalter eines der bedeutendsten geistigen und kulturellen Zentren Europas. Es entwickelte sich zu einem Ort klösterlicher Gelehrsamkeit, Kunst und Buchmalerei – und war insbesondere im 9. und 10. Jahrhundert berühmt für sein Skriptorium, das prachtvolle Handschriften von weltweitem Ruf hervorbrachte. Diese Reichenauer Buchkunst wurde 2004 von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.
Ein absolutes Highlight ist die Schatzkammer des Münsters, die im sogenannten „Sakristeiflügel“ untergebracht ist. Hier werden kostbare liturgische Geräte, Reliquienbehälter und kunstvoll gearbeitete Goldschmiedearbeiten aufbewahrt – einige davon stammen noch aus der Zeit Karls des Großen. Besonders eindrucksvoll ist das sogenannte „Reichenauer Kreuz“ aus dem 14. Jahrhundert, sowie Monstranzen und Evangeliarumsdeckel mit Elfenbeinreliefs und Edelsteinbesatz. Die Schatzkammer ist nicht nur ein Fenster in die religiöse Kunst des Mittelalters, sondern vermittelt auch ein tiefes Gefühl für die spirituelle Bedeutung der Insel.
Nachdem wir das Kloster Reichenau besichtigt und einen Blick in die beeindruckende Schatzkammer geworfen haben, setzen wir unsere Wanderung in westlicher Richtung fort. Der Weg führt uns entlang der Pirminstraße weiter durch das grüne Herz der Insel – vorbei an Obstgärten, kleinen Bauernhöfen und weiten Feldern, die das charakteristische Landschaftsbild der Reichenau prägen.
Unser Ziel ist Niederzell, der westlichste der drei Ortsteile der Insel. Wenn wir Glück haben und der Bodensee gerade Niedrigwasser führt, eröffnet sich uns eine besondere Gelegenheit: In Niederzell, beim Schloss Windegg, verläuft ein schmaler Pfad direkt am Ufer entlang. Bei Niedrigstand des Sees ist es möglich, das kleine Schloss fast vollständig zu umrunden – ein seltener und faszinierender Anblick.
Schloss Windegg, auch „Schlössle“ genannt, ist ein malerisches historistisches Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert, das heute privat genutzt wird. Von hier aus bietet sich eine außergewöhnliche Aussicht über den Untersee hinweg auf die imposanten Hegauberge: markante Vulkankegel wie der Hohentwiel, Hohenkrähen oder Hohenstoffeln zeichnen sich bei klarer Sicht deutlich am Horizont ab und bilden eine spektakuläre Kulisse.