
Die Ursprünge der Pulverproduktion in Rottweil reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1863 übernahm Max Duttenhofer eine der Pulvermühlen und baute sie zu einem der größten privaten Rüstungsbetriebe des Deutschen Reiches aus. Besonders berühmt wurde das von ihm entwickelte rauchschwache Schießpulver. Während des Ersten Weltkriegs arbeiteten zeitweise bis zu 2.500 Menschen in den Fabrikhallen, die Pulver für zahlreiche Schlachtfelder produzierten. Nach Kriegsende stellte man die Produktion auf Kunstseide für Fallschirme um.
Heute stehen viele der Gebäude unter Denkmalschutz und das Gelände wurde in den Gewerbepark Neckartal umgewandelt.
Nach Verlassen des alten Fabrikgeländes folgen wir weiterhin dem linken Ufer des Neckars. Unter der weitgespannten Straßenbrücke angekommen, gehen wir links hinauf am Schützenhaus vorbei. Ein gut sichtbarer Wegweiser zeigt uns dort das nächste Ziel an: die Ruine Neckarburg.
Der schmale Pfad führt uns durch Waldpassagen stets entlang des Neckars und den Gleisen der Gäubahn, bis wir schließlich die Überreste der Neckarburg erreichen - eine der ältesten Höhenburgen der Region, die hoch über dem Neckartal thront. Die Ruine Neckarburg zählt zu den ältesten Burgen im oberen Neckartal. Ihre Ursprünge reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Strategisch auf einem Felssporn hoch über dem Neckar erbaut, diente sie einst der Kontrolle des Handels- und Verkehrswegs entlang des Flusses. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg um 1080 im Zusammenhang mit den Herren von Neckarburg, einem bedeutenden Adelsgeschlecht jener Zeit.
Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Neckarburg mehrfach erweitert und befestigt, verlor jedoch im späten Mittelalter an Bedeutung. Im 18. Jahrhundert wurde sie schließlich aufgegeben und verfiel zur Ruine. Heute sind noch eindrucksvolle Mauerreste und Teile des Bergfrieds erhalten, die einen Eindruck von der einstigen Wehrhaftigkeit der Anlage vermitteln.
Auf dem Rückweg wandern wir in Richtung der modernen Justizvollzugsanstalt (JVA) Rottweil, deren beeindruckender Neubau einen markanten Kontrast zur mittelalterlichen Geschichte der Neckarburg bildet. Mit einer geplanten Fertigstellung im Jahr 2027 wird sie 502 Haftplätze bieten und ältere Anstalten aus dem Umkreis ablösen.
Um der Öffentlichkeit Einblicke in dieses Großprojekt zu ermöglichen, wurde ein zweistöckiger Info-Point mit Aussichtsplattform errichtet. Von hier aus können Besucher kostenfrei den Baufortschritt beobachten. Der Info-Point bietet einen Überblick über das Gelände und die entstehenden Gebäude, darunter die Haftgebäude, die etwa ein Drittel des gesamten Komplexes ausmachen. Die JVA Rottweil wird eine der modernsten und größten Justizvollzugsanstalten in Deutschland sein. Ein Besuch des Info-Points bietet nicht nur spannende Einblicke in den modernen Strafvollzug, sondern auch einen einzigartigen Blick auf die Entwicklung eines der größten Bauprojekte der Region.
Das Foto der im Entstehen begriffenen JVA Rottweil wurde mithilfe künstlicher Intelligenz bearbeitet: Der KI wurde die Aufgabe gestellt, die Justizvollzugsanstalt so darzustellen, wie sie nach der geplanten Fertigstellung aussehen wird. Auf dem bearbeiteten Bild ist deshalb nicht die noch im Bau befindliche JVA zu sehen, sondern eine fertige Anlage - inklusive dargestellter Wärter und Häftlinge in realitätsnaher Umgebung.
Entstanden sind die Aufnahmen während unserer Wanderung an Ostern im Jahr 2025. Die besondere Atmosphäre dieses Frühlingsfestes, verbunden mit dem einmaligen Blick auf den imposanten Baufortschritt und die Vision des fertigen Gefängnisses, verlieh der Wanderung eine eigene, fast surreale Note.
Nach einem abwechslungsreichen Tag kehren wir schließlich zurück zum Ausgangspunkt am Parkplatz Stadtmitte - erfüllt von faszinierenden Eindrücken aus Vergangenheit und Gegenwart.