
Anschließend durchqueren wir den Stadtfriedhof mit seinen uralten Mammutbäumen und lassen diesen hinter uns. Wir wandern vorbei am Edeka-Markt und biegen rechts in Richtung Ortsausgang ab. Ab hier beginnt der eigentliche Wanderpfad, der sich in sanften Anstiegen und Abstiegen durch die Rebhänge oberhalb des Kinzigtals zieht. Der Weg verläuft malerisch entlang der Weinberge und bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf das Tal, die Stadt Gengenbach und die umliegenden Schwarzwaldhöhen.
Nach einer abwechslungsreichen Strecke erreichen wir schließlich das beeindruckende Schloss Ortenberg. Das Schloss Ortenberg thront majestätisch über dem Eingang zum Kinzigtal und zählt zu den bekanntesten Bauwerken der Region. Bereits im 11. Jahrhundert als Schutzburg gegen feindliche Angriffe erbaut, wurde es im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Seine heutige märchenhafte Erscheinung verdankt es dem Umbau im 19. Jahrhundert im Stil der Rheinromantik durch den Architekten Friedrich Eisenlohr.
Charakteristisch sind die Zinnen, Türme und Erker, die dem Schloss ein fast mittelalterlich-verwunschenes Aussehen verleihen. Heute beherbergt Schloss Ortenberg eine Jugendherberge und ist frei zugänglich – besonders der Burghof und der Aussichtsturm lohnen sich für einen kleinen Abstecher. Von hier aus bietet sich ein grandioser Blick über die Rheinebene bis hin zu den Vogesen.
Das Schloss Ortenberg besitzt einen alten Kerker, der zu den geschichtsträchtigsten und düstersten Teilen der Burganlage zählt – und zwar mit einer echten historischen Funktion. Der Kerker befindet sich im Turm der alten Burganlage, die bereits im 11. Jahrhundert als sogenannte Reichslandvogtei Ortenau diente. Als solches war das Schloss nicht nur eine militärische Schutzanlage, sondern auch Verwaltungs- und Gerichtssitz, in dem Recht gesprochen und Strafen vollstreckt wurden.
Der Kerker war ursprünglich ein Verlies, also ein unterirdischer oder stark gesicherter Raum, in dem Gefangene eingesperrt wurden. Die Bedingungen waren rau: es war kalt, feucht, dunkel – und meist nur mit minimaler Belüftung. Teilweise sind noch Originalstrukturen erhalten, wie die Fesselringe an den Wänden oder die besonders schmalen Fensteröffnungen.
Im Mittelalter und bis in die frühe Neuzeit hinein wurde in der Ortenau Recht oft im Namen des Kaisers gesprochen. Schloss Ortenberg war einer der Orte, an denen man Gerichtsprozesse führte. Verurteilte Verbrecher – darunter auch Hexen oder Aufständische – wurden hier eingesperrt, gefoltert oder auf ihre Strafe vorbereitet. Nicht selten endete das in öffentlichen Hinrichtungen, die außerhalb der Burg stattfanden.
Der Kerker ist heute nicht immer öffentlich zugänglich, da das Schloss vor allem als Jugendherberge genutzt wird. Es gibt jedoch Führungen, in deren Rahmen auch der Kerker und weitere historische Räume besichtigt werden können. Dabei erfährt man viel über die düsteren Seiten der Burggeschichte – ein spannender Kontrast zur sonst eher romantischen Erscheinung des Schlosses.