
Wir bleiben auf der Neckarstraße, passieren das Lotzerhaus und folgen dem Straßenverlauf weiter in Richtung Friedhof. Dort angekommen, biegen wir links ab und gehen entlang des Friedhofs einen schmalen Pfad bergauf. Dieser führt uns zur Stuttgarter Straße, die wir ein Stück hinaufwandern, bis sich die erste Möglichkeit bietet, rechts abzubiegen.
Von hier aus haben wir einen guten Blick auf die Baustelle der neuen Neckartalbrücke und können die eindrucksvollen Bautätigkeiten aus der Nähe beobachten. Ein schmaler Pfad führt anschließend durch den Wald hinauf zur beliebten Ausflugsgaststätte Rauschbart - einem Biergarten mit Aussichtsplattform, der einen herrlichen Blick über das Neckartal und die Stadt Horb bietet.
Wir folgen dem Waldweg weiter bis zum Horber Ortsteil Haugenstein und überqueren am Parkplatz Rauschenstein erneut die Stuttgarter Straße. Von dort führt unser Weg hinein in den ruhigen Wald, bis wir den markanten, ehemaligen Wasserturm auf dem Galgenrain erreichen - einst rosarot gestrichen, beherbergt das denkmalgeschützte Gebäude heute moderne Appartements.
Der Ort, auf dem der Turm steht, birgt jedoch eine düstere Vergangenheit: Der Galgenrain war früher eine Hinrichtungsstätte. Heute erinnert ein schlichtes Denkmal an die Opfer der Hexenverfolgung in Horb. Eine Informationstafel vor Ort erklärt, dass hier im 17. Jahrhundert mehrere Frauen und Männer unter dem Vorwurf der Hexerei gefoltert und hingerichtet wurden - ein erschütterndes Kapitel der Stadtgeschichte, das auch in Horb seine grausamen Spuren hinterließ.
Wir folgen nun der Kreuzerstraße, die uns stetig leicht ansteigend zum Aussichtspunkt Kreuzer auf dem Kreuzkapellenberg führt. Oben angekommen, eröffnet sich ein weiter Blick über das Neckartal und die Stadt Horb - ein idealer Ort zum Innehalten und Durchatmen.
An diesem geschichtsträchtigen Ort stand einst die Kreuzkapelle, ein religiöser Mittelpunkt vergangener Zeiten. Heute erinnert ein Gedenkstein an die einstige Kapelle, die längst verschwunden ist. Unmittelbar dahinter erstreckt sich ein Areal, das auf den ersten Blick an einen kleinen Friedhof erinnert - doch dieser Eindruck täuscht.
Denn hier befindet sich der steinerne Geschichtsgarten: Eine Sammlung historischer Grenzsteine, die früher die Gemarkungen und Besitzverhältnisse in der Region markierten. Jeder dieser behauenen Steine erzählt ein Stück lokaler Geschichte, eingefasst in moosbewachsenes Grün - ein stiller, symbolischer Ort der Erinnerung, der den Übergang zwischen Vergangenheit und Gegenwart spürbar macht.
Unser letztes Ziel ist ein wahres Schmuckstück mittelalterlicher Wehrarchitektur: die historische Stadtbefestigung von Horb am Neckar. Wir erreichen sie über die Roßbergstraße und den Kiefernweg, der am Ende in einen naturnahen Wald- und Wiesenweg übergeht. Zunächst folgen wir diesem geradeaus, dann biegen wir links ab und steigen den Hang hinab. Der Pfad wird kurz steil, doch schon bald eröffnet sich vor uns der Blick auf den äußeren Ringmauerturm und die imposante Ringmauer der Stadt.
Diese Befestigungsanlage stammt aus dem späten Mittelalter, als Horb eine bedeutende Handels- und Marktstadt war. Die mächtige Stadtmauer, von der heute noch große Teile erhalten sind, umschloss einst das gesamte Stadtgebiet und diente zum Schutz gegen feindliche Angriffe. Besonders eindrucksvoll ist der erhaltene Teil der äußeren Stadtmauer, die sich an den Hang schmiegt und durch mehrere Wehrtürme verstärkt wurde.
Die Befestigung zeigt bis heute die typische Bauweise jener Zeit mit Zinnen, Schießscharten und steilen Abwehrmauern. Der äußere Turm, den wir hier erreichen, war Teil eines ausgeklügelten Verteidigungssystems, das die Sicherheit der Bürger gewährleisten sollte - aber auch ein Zeichen des Stolzes und der Wehrhaftigkeit der Stadt. Ein Spaziergang entlang der Mauer lässt die Vergangenheit lebendig werden und gibt Einblicke in das mittelalterliche Leben, als Horb noch hinter dicken Mauern schlummerte - geschützt vor Angreifern, doch stets wachsam gegenüber den Wirren der Zeit.